HörBAR - Der Musikblog
Neues Album der Fehlfarben: ?0??
Endlich: Sieben Jahre nach dem letzten Album „Über … Menschen“ ist nun mit dem Album "?0??" ein neuer Streich der FEHLFARBEN erschienen. Und das Durchhören macht mal so richtig Spaß. Der Sound knallt, die Texte zielen mitten auf die Zwölf und zeigen politisch eine klare Kante.
Sänger Peter Hein setzt sich einmal mehr mit dem Zustand unseres Landes und seinen Menschen auseinander. Das ist überfällig, mit Blick auf den Zustand der Gesellschaft. Da wäre die sich leider verdickende braune Soße, begleitet von Querdenkern (besser: Leerdenker), Aluhutträgern und sonstigen Schwurblern. Dabei bekommen aber auch die Gierigen und Mächtigen in Politik und Wirtschaft ihr Fett weg, ungeschönt und unverblümt. Eingerahmt von treibendem Sound mit feinen Basslines, sägenden Gitarren und satten Drums.
So wird aus "?0??" ist in Verbindung mit den Texten einundvierzig Jahre (!) nach dem wegweisenden Album "Monarchie & Alltag" (1981) mit seinen ruppigen und aufgekratzten Songs voller politischen und gesellschaftskritischen Metaphern ein weiterer wichtiger Abgesang auf den elenden Zeitgeist des immer mehr, immer höher und weiter. Genau zur richtigen Zeit.
Link zum Musikvideo "Der letzte Traum" https://youtu.be/cMsPWBMgH0Q
Link zum Musikvideo "Kontrollorgan" https://youtu.be/f_nbgIboyhU
Link zum Musikvideo "Europa" https://youtu.be/kn6GkLJE8kE
Ja, die FEHLFARBEN, eine der wenigen Bands neben "The Cure", "Joy Division" oder "Bauhaus", die mich seit frühester Jugend begleiten. Das erste Album der Band "Monarchie & Alltag" (1981) war ein Meilenstein des deutschen Punkrocks und eines der wichtigsten Alben seiner Zeit. Meine Mutter hat es immer gehört, wo in anderen Haushalten die Hitparade gedudelt wurde. Auch die anderen Bands meiner Jugend folgten diesem musikalischen Sozialisierungsansatz, um den ich bis heute froh bin und aus dem sich meine anhaltende Aversion gegen Mainstreammusik ableitet. Titel wie das fulminate "Paul ist tot", "Das sind Geschichten" oder "All that Heaven allows" sind bis heute Kult und haben keinen Jota von ihrer Kraft verloren. Da stört es zum Glück kaum, wenn der mit Abstand schwächste Song "Ein Jahr (Es geht voran)" gleichzeitig der bis heute einzige und größte Hit der Band wurde und längst als Partysong auf irgendwelchen nichtssagenden Hippster-Events vergewaltigt wird.
Sänger Peter Hein stieg nach dem ersten Album aus. Zwar legte die Band mit Peter Schwebel am Gesang noch zwei veritable Nachfolger vor ("33 Jahre in Ketten" (1981), "Glut und Asche" (1983)). Gerade auf "Glut und Asche" zeigt die Band mit den Songs "Jenseits der Tür", "Die Kunst des Zitats" und "Magnificent Obsession", was sie auch musikalisch auf dem Kasten hat. Den Fans war das allerdings zu viel und die Begeisterung hielt sich in engen Grenzen. Doch gerade "Die Kunst des Zitats" und "Magnificent Obsession" sind für mich Paradebeispiele, wie wohlklingend intelligente Musik abseits des Mainstreams sein kann. Noch heute klingen die Songs frisch und zeitlos.
2002 übernahm dann wieder Peter Hein das Ruder und die Band tauchte mit dem Knaller-Album "Knietief im Dispo" wieder aus der Versenkung auf. Es folgten "Handbuch für die Welt" (2007), "Glücksmaschinen" (2010) und "Xenophonie" (2012).
INTERPOL MIT NEUEM ALBUM: VERLETZLICH UND MELANCHOLISCH
Mit Interpol hat sich dieses Jahr eine weitere kultige Indie-band zurückgemeldet. Dabei klingt die Band um Sänger Paul Banks auf dem neuen Album „The other side of make believe“ verletzlicher und zugleich hoffnungsvoller denn je.
Im Musikexpress wurde es treffend beschrieben: „Das Problem der vergangenen Interpol-Platten war nicht die Abwesenheit von Licht (die hatte in dieser Musik nie etwas zu suchen), sondern der Versuch der Band, auch ohne Licht Wärme zu erzeugen.“
Und das neue Album dieser düsteren Band? Es bietet keine Experimente, eher klassischen Interpol-Sound. Und das ist gut so. Denn gleichzeitig ist es der passende Soundtrack für dunkle Nächte in der Großstadt. Fetter Bass, sägende Gitarren, harte Drums und eine Stimme eindringliche Stimme.
Und trotzdem gibt es einen Unterschied zu den sechs Vorgängeralben. Die Songs sind in einer Zeit der Isolation entstanden. Banks sang seinen Part nicht zusammen mit den anderen Bandmitgliedern ein, sondern allein mit sich, seinem Bass und seiner Stimme im Studio musste er gegen die Drums und die Gitarre ansingen. Und das hört man den Songs an – in positivem Sinn. Denn Banks hat Worte und Melodien gefunden und sich auch von seinem genialen Indie-Rock Nebenprojekt Muzz inspirieren lassen. Anders als früher klingt er unaufgeregt, entspannt und doch immer absolut präsent mit seinem stets leicht nöligen Gesang und der notwendigen emotionalen Kraft. Das ist prima.
Die Texte sind wie immer aus der Feder von Banks und voller Anspielungen, aber letztlich undurchsichtig. So undurchsichtig wie die Filme, durch die einige der Songs inspiriert wurden. So verwirrend ist auch der passende Albumtitel, der übersetzt so viel bedeutet wie: die andere Seite der Illusion. Laut Band verbirgt sich dahinter eine versteckte Anspielung auf das herrschende politische Klima. Gitarist daniel Kessler im Interview: „Für mich unterstreicht der Albumtitel ein Merkmal unserer Zeit. Wir leben in sehr merkwürdigen, polarisierenden Zeiten, wo Du Dir alternative Fakten zur Realität hinzuerfinden kannst. Egal, woran Du glaubst, da draußen gibt es etwas, das Dein Gedankenkonstrukt unterstützt. Du kannst die Fakten finden, die Du gerne haben möchtest, sodass es scheint, als wärst Du im Recht. Mit der Wahrheit hat das nicht unbedingt etwas zu tun.”
Doch Interpol sind keine politische Band. Doch sie spiegeln die Gefühlswelt einer ganzen Generation in ihren Songs wider. Auf ihrem neuen Album verletzlicher und hoffnungsvoller als jemals zuvor. Dazu singt Banks irgendetwas über Tod und Einsamkeit: "Only when the clouds will know me, we all make those faces once / It's solo lonely, old and stony, into the night we go."
Apropos Film: Von hohem Schauwert sind auch die Videos zum Album:
PINK TURNS BLUE ALBUM "TAINTED" – EIN NACHDENKLICHER SOUNDTRACK FÜR UNSERE ZEIT
Sie sind wieder da. Dabei waren sie eigentlich nie wirklich weg. Zumindest mich begleiten sie seit meiner Jugend. Gemeint sind Mic Jogwer und seine Band Pink Turns Blue. Zusammen haben sie bereits im September 2021 ihr letztes großartiges Album mit dem Titel „Tainted“ vor- und nun noch eine kleine aber feine 5-Track EP zur Tour nachgelegt. Insgesamt ist es das elfte Studioalbum der Band.
Mindestens so sensationell wie der Sound ist die entstandene Collage aus inzwischen vier Musikvideos zu den ausgekoppelten Singles "So why not save the world", „You still mean to much to me“, „Not even trying“, „There must be so much more“ und „Not gonna take it“. Jedes Video ist nicht nur ein visuelles Schmankerl, sondern zugleich auch ein kraftvolles Statement.
„Tainted“ wurde während der Pandemie im Berliner Studio der Band geschrieben und aufgenommen. Wenig verwunderlich ist das Album auch eine Reflektion über den aktuellen Zustand unserer Welt. Natur, Klimawandel, Massenkonsum, gesellschaftliche Spaltung, gesundheitliche und finanzielle Unsicherheiten, all das beschäftigt die Band. Und die Frage, ob wir eine bessere Spezies sein könnten, wenn es darum geht, unsere selbstgefälligen Impulse zu kontrollieren und rücksichtsvoller mit uns und unserem Planeten umzugehen. „Wir waren viel unterwegs bis Anfang 2020. Und irgendwann war allen klar, die Menschheit ist an einem Punkt angekommen, wo der selbstgefällige, sinnlose Raubbau ohne jede Vorschau und Nachhaltigkeit nur noch nach hinten losgeht. Nach uns die Sintflut und die Sintflut ist ja schon längst da“, kommentierte der Bandkopf Jogwer denn auch in einem Interview.
Herausgekommen ist ein sensitives, emotionales Album an, dessen klare Strukturen viel Raum für Ausdruck und Message lassen. Sie verbindet atmosphärischen und melancholischen Sound mit einer kraftvollen, sehr gegenwärtigen Klarheit. Alles wirkt sehr persönlich, ja intim, düster, introspektiv, traumartig, mürrisch und am Ende doch melodisch und nachdenklich.
Die Relevanz der Band und die visuelle Kraft ihrer Musik wird unterstrichen durch den Einsatz des Songs „Something deep inside“ für den Thriller „The madness inside me“ von Matthew Berkowitz.
Gegründet 1985 von Mic Jogwer zusammen mit Thomas Elbern (der Anfang der 90er ausstieg und mit Escape with Romeo erfolgreich weitermachte, aber eine andere Richtung von Indie-Musik einschlug) schlägt schon der Erstling "If Two Worlds Kiss" 1987/88 in der Wave-Landschaft ein wie eine Bombe. Seitdem der Sound der Band, der stets von einem dunklen Unterton durchzogen ist, und Songs wie „Walking on both sides“, „Your master is calling” oder auch “Michelle” zum unverzichtbaren Repertoire der Indie-Musik-Szene. Nachdem sie sich zwischen Post-Punk, Grunge und Techno heillos im Musikdschungel verloren, löste Jogwer die Kombo 1995 auf. Es dauerte bis 2003, ehe Pink Turns Blue aus der Totenstarre erwachte und mit den Alben „Phoenix“ und „Ghost“ zu alter Form zurückfanden und ihren Ausnahmestatus zementierten. Vor der nächsten Pause markierte „Storm“ einen lyrischen und musikalischen Höhepunkt der Düsterhelden. Erst 2016 knüpfte Jogwer mit „The AERDT – Untold Stories“ an die vorangegangenen Glanzlichter an.
Alles hat seine Zeit - und seine Geschichte! Wer bin ich? Wie ist mein Projekt entstanden? Und was zeichnet mich aus? Erfahre hier, was mich hierher gebracht hat - und was ich dabei alles erlebt habe.
„EBM“ DAS NEUE ALBUM DER EDITORS –
ZU GLATT POLIERT
Sich zu wandeln, weiterzuentwickeln, neu zu erfinden, das ist eine gute Sache. Besonders auch in der Musik. Doch leider treibt der Wandel Bands oft auch zwar mehr ins Rampenlicht, aber gleichzeitig in die musikalische Beliebigkeit.
Die Editors sorgten gleich mit ihrem ersten Album „The back door“ 2005 die Aufmerksamkeit der Indie-Szene auf sich. Der Neo-Post-Punk-Sound war ruppig und erinnerte nicht selten an Joy Division. „Munich“ ist ein hervorragendes Beispiel für einen treibenden Bass dominierten Song. Mit „An end has an start“ wurde zwei Jahre später ein würdiger Nachfolger präsentiert. Auch hier dominieren noch Bass, Gitarre und Drums. Da fällt „In this light and on his evening“ von 2009 schon deutlich elektronischer aus. Und trotzdem sind sich die Editors und ihrem Sound treu geblieben und „Papillion“ zu recht ein Hit geworden. Und die Entwicklung setzte sich bis prätentiösen Humanismus-Studie (Musikexpress) „Violence“ (2018) weiter fort.
So bestand die Hoffnung, dass sich die Editors auf dem 2022 Album „EBM“ vielleicht nicht neu erfinden, aber weiterentwickeln. Doch mein Fazit des neuesten Bandexperiments fällt leider sehr durchwachsen aus. Zwar muss man den Mut der Editors anerkennen und es hat einige hörbare Titel drauf, die auch irgendwie an das Electronic Body Music genannte Gemisch aus Industrial, Wave und frühem Techno aus den 80ern erinnern. Aber insgesamt ist die Sache zu glatt, zu weichgespült, zu überproduziert.
Schon ein Blick auf das Cover zeigt den Neuanfang, Das knallige Orange demonstriert die glühende Abkehr von tristen Covern in zur Musik passenden dunklen Farbtönen, wie sie auch Joy Division und The Cure gerne mögen. Die Editors scheinen sich auf den Pfad zuzubewegen, den Coldplay nach dem grandiosen ersten Album eingeschlagen hat.
Sicher, die harten elektronischen Beats peitschen ordentlich und sind absolut tanzbar. Gleichzeitig flattern die bekannten dunklen Soundwolken durch die Tracks. All das ist enorm opulent und entfaltet eine hohe Dynamik. Und Tom Smith, der Sänger der Band, macht seine Sache wie immer hervorragend und wirft sich mit Pathos, Falsett und hymnischen Melodien in das Electro-Remix-Korsett. Ist aber leider auch ziemlich berechenbar, wie es sich für an Mainstream angelehnte Musik gehört. Es sagt einiges über das Remodeling der Band aus, wenn ausgerechnet die Düster-Ballade "Silence" den Höhepunkt darstellt. In "Vibe" funktioniert die Transformation alter Editors-Elegie ins Dance-Gewand noch am besten. Als Mahnmal dieses grandiosen Scheiterns dient am Schluss "Strange Intimacy", wo die Briten tatsächlich Marusha-Gedächtnisfanfaren auf klassische Rock-Breaks knallen lassen.So manches Markenzeichen wie tränende Piano-Balladen gibt es dieses Mal entsprechend nicht – es glitzert, funkelt und dröhnt an allen Enden.
Falls doch ein wenig Melancholie durchschimmert, dann rührt sie von Smiths verträumter Stimme, Flashbacks an alte Werke der Engländer und latenter Erschöpfung nach der durchzechten Nacht. Schade!
Nie wieder Krieg - Das neue Album von Tocotronic
Auf den ersten Blick ein typisches Album der Band. Und doch ganz anders.
Wo früher Rebellion gegen das System Programm war, konzentriert sich die Band auf ihrem 13. Album nach eigener Aussage auf „Zwischenzustände, Kippunkte, Zerrissenheit, Angst und natürlich Liebe“.
Und vielleicht ist die Platte genau deshalb das passende politische Statement, passt zum Zeitgeist - obwohl die Songs bereits zwischen 2018 und 2019 geschrieben wurden.
Die Band schwimmt – wie so oft - gegen den Strom. Die Texte mögen auf den ersten Blick unpolitisch sein, weil sie von Liebe, Verletzlichkeit und Einsamkeit handeln. Genau das macht sie politisch. Denn Tocotronic verpacken ihre Botschaften und Parolen eben subtil und nicht mit Wutgeschrei. „Make love, not war“ trifft es vielleicht.
Statt fein ziselierter Melancholie blitzt feine Ironie durch und ersetzt die herrlich begründete Negativität der Vorgängeralben. Das ist klug und damit setzt die Band einen klaren Kontrapunkt gegen Antidemokraten und Schwurbler. Ein fettes Ausrufezeichen gegen menschenfeindliche Ideologien, wie sie von Querdenkern und Rechtsradikalen unters Volk gestreut werden. Dirk von Lotzow dazu im SWR: „Die Spaziergänge und Fackelzüge sind insbesondere vor dem entsetzlichen Hintergrund unserer Geschichte angsteinflößend.“
Mit „Jugend ohne Gott gegen Faschismus“ zeigt die Band klare Kante gegen menschenfeindliche Ideologien und das Gift, das derartige Strömungen der Gesellschaft injizieren. Dazu passt, dass das Album in genau der Woche erschienen ist, in der auch Inge Auerbacher aus Anlass des Holocaust Gedenktages im Bundestag sprach und der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz gedacht wurde.
Blicken wir gen Osten, zieht womöglich ein neuer kriegerischer Konflikt herauf. Also passt der Titel des alten Käthe Kollwitz Plakates „Nie wieder Krieg“ wie kein anderer.
Mit ihren wie immer exquisiten Texten bewegt sich die Band entlang des schmalen Grades zwischen Verzweiflung, Trost und Hoffnung. Sie besingen die manipulative Kraft der Liebe und präsentieren erhabene Lieder als Medizin gegen den allzu menschlichen, existenziellen Schmerz.
Die Vorfreude auf das Konzert am 13. April in Stuttgart ist also groß. Mal sehen, ob es, wie so oft bei Tocotronic, mit der „Internationalen“ endet, dem Lied der Solidarität.
Anspieltipps:
Dave Gahan leiht dem Breitwandsound der Soulsavers seine imposante Stimme
Dave Gahan, charismatischer und stimmgewaltiger Frontmann von Depeche Mode, lässt seit einigen Jahren immer wieder mit Soloprojekten aufhorchen. Jetzt ist das neue Album der „Soulsavers“ erschienen. Deren Breitwandsound unterstreicht Gahan nach „The Light The Dead See“ und „Angels & Ghosts“ erneut mit imposantem Gesang. Waren die beiden Vorgängeralben mit eigenem Material befüllt, finden sich auf „Imposter“ ausschließlich Coverversionen. Und kurzum: Sie sind allesamt gelungen. Die Traurigkeit überwiegt auch bei diesem Album, aber die einzelnen Songs bilden eine Bandbreite an Musikalischen Einflüssen unterschiedlicher Genres und Zeitepochen ab. Soul, Blues bis hin zu Gospelklänge finden sich bei den 12 Titeln. Songs wie „Metal Heart“ oder „The Dark End of The Street“ bieten einen wunderbaren Klangboden, auf dem sich mächtiger Sound und eindrucksvolle Stimme optimal entfalten. Das verbindende Element ist die persönliche Bedeutung jedes einzelnen Songs für Dave Gahan. Daher geht „Imposter“ weit über ein typisches Coveralbum hinaus. Er haucht den Geschichten der einzelnen Lieder regelrecht neues Leben ein.
Der inzwischen 59jährige Gahan dominiert dabei die Songs nicht mit seiner voluminösen, soghaften Stimme. Er fügt sich ein. Und wer „Lilac Wine“ (Original von Nina Simone) hört, findet sich wieder im bekannten Strudel aus Verzweiflung, Schuld und Dunkelheit. Selbst Songs von Bob Dylan („Not Dark Yet“), Neil Young („A Man Needs a Maid”) gelingen der zehnköpfigen Band und ihrem Sänger hervorragend. Mit seiner Ausnahmestimme und Klavierbegleitung meistert er sogar das Cover von „Always On My Mind“.
Und wer nicht genug bekommen kann, sollte sich auch Dave Gahans Cover des Metallica-Klassikers „Nothing Else Matters“ reinziehen. Sensibel, zart, zerbrechlich wirkt sein Gesang.
Auch hörenswert ist die Interpretation von David Bowies „Cat People“, die Gahan zusammen mit dem Altmeister des Düstersounds, Mark Lanegan, eingesungen hat.
Für mich ein klares Musik-Highlight zum Jahresende - abseits des Mainstreams.
Imposter: https://open.spotify.com/album/7ojy0frOBFcT9S9inAcaQ0...
Nothing else matters: https://open.spotify.com/track/6vOgQ1t5NP69yYdVP0wEE3...
Cat People: https://open.spotify.com/track/1moeNHM2bWJTBBWoBxq3sl...
Love will tear us apart - Der Klassiker von Joy Division inspiriert bis heute
Mein "Hallo wach" für den Sonntagmorgen von meinem Lieblingssender EgoFM: "Letˋs dance to Joy Division" von den Wombats. Da gilt: Lautstärke aufdrehen und genießen.
Die Story dahinter: Der Song ist vom Debütalbum der Band aus dem Jahr 2007, hat also schon ein paar Jährchen auf dem Buckel. Doch er wirkt so zeitlos, wie die Band, die er im Refrain besingt.
Der knackige, treibende Song entstand nach einer betrunkenen Nacht, bei der die damalige Freundin des Leadsängers der Wombats auf einem Tisch zu "Love Will Tear Us Apart" der britischen Post-Punk-Band Joy Division ausgelassen tanzte. Der Text untersucht genau die Ironie des Tanzens und des Amüsierens zu einem traurigen Lied.
Für alle Spätgeborenen, die Joy Division nicht kennen:
Joy Division war eine britische Post-Punk-Band aus Manchester, England, die trotz der Tatsache, dass sie lediglich von 1976 bis 1980 existierte, zu den einflussreichsten Gruppen im Bereich des Indie-Rock zählt. Am 18. Mai 1980 nimmt sich Ian Curtis, Sänger und Frontmann der Band, mit gerade mal 23 Jahren das Leben. Doch zuvor schreibt der charismatische Kerl aus der englischen Arbeiterklasse Musikgeschichte.
Denn obwohl die Band nur drei Jahre existierte ist der Mythos um Joy Division und ihren an Epilepsie erkrankten Sänger noch immer präsent. Curtis, bekannt für seinen manischen Tanzstil, ist in Folge der Krankheit des öfteren auf der Bühne zusammengebrochen.
Nach einer Europatournee im Januar 1980 beginnt die Band mit den Aufnahmen zu ihrem zweiten Album "Closer". Im April des Jahres veröffentlichen sie den besagten Song "Love Will Tear Us Apart"; allerdings ohne nennenswerten kommerziellen Erfolg.
Wenige Tage bevor Joy Division für eine Tour in die USA aufbrechen wollen, erhängt sich Sänger Ian Curtis bei sich zuhause.
Nach dem Tod von Curtis wird "Love Will Tear Us Apart" erneut veröffentlicht - diesmal wesentlich erfolgreicher. Als die LP "Closer" dann im August 1980 in die Läden kommt, feiert es die Öffentlichkeit als das, was es war und auch heute noch ist: ein Meisterwerk musikalischer Stimmungsmalerei!
Im selben Jahr gründeten die verbliebenen Bandmitglieder mit "New Order" eine der einflussreichsten Kombos der 80er-Jahre.
2007 brachte der weltbekannte Fotograf Anton Corbijn mit „Control“ einen in schwarz-weiss gedrehten und absolut sehenswerten biographischen Film über den Leadsänger Ian Curtis ins Kino.